Site Loader

Was das persönliche Budget alles ermöglicht!

Ich liebe es, Ausflüge zu unternehmen! Leider kann ich das ziemlich schlecht alleine machen, weshalb ich immer eine Begleitung brauche. Dank dem persönlichen Budget konnte ich auch unabhängig von meinen Eltern „eigenständig“ auf Erkundungstour gehen. Das persönliche Budget ermöglicht einem Menschen mit Behinderung die selbstständige Teilhabe am sozialen Leben. Wenn ihr noch nie was davon gehört habt, dann solltet ihr euch auf jeden Fall darüber informieren! Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte … mit einem Assistenten wagte ich einen Ausflug in den Schwarzwald! o(^.^)o

Vorbereitungen um mit dem Rollstuhl öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen

Wie schon erwähnt, ging es heute in den Schwarzwald – genauer gesagt zur Sommerbergbahn, zur Wildline Hängebrücke und zum Baumwipfelpfad. Klingt nach ziemlich viel, oder? Aber glaubt mir, das alles lässt sich sehr gut in einen Tagesausflug verpacken. Und so stand ich schon um halb Neun am Bahnhof in Stuttgart. Als Rollstuhlfahrer kann man leider nicht so gut spontan fahren, und so habe ich die Tage davor meine Fahrten organisieren und anmelden müssen.

Über die Seite der deutschen Bahn meldete ich die Fahrten einige Tage vorher bei der Mobilitätszentrale an. Nachdem ich aber auf der Website bei meinem Zwischenhalt in Pforzheim nichts zur Barrierefreiheit herausfinden konnte, packte mich doch die Panik. Denn ab Pforzheim ging die Fahrt mit einer regionalen Bahn weiter und da wusste ich ja überhaupt gar nicht, wie der Service wäre. Ich telefonierte mit der regionalen Bahn, die mich dann auf die deutsche Bahn verwies. Der deutschen Bahn hatte ich einen Tag vorher schon eine E-Mail geschrieben und nach der Barrierefreiheit gefragt. Diese verwies mich auf die regionalen Bahnen @_@ Und jetzt?

Glücklicherweise bemühte sich der Mann bei der regionalen Bahn und versuchte für mich so viele Informationen wie möglich herauszufinden. Er überprüfte die Fahrten und fand heraus, dass die rollstuhlfreundliche Bahn einmal pro Stunde kam. Super ist, dass ich auf jeden Fall Fahren kann, nicht so super ist, dass ich vielleicht bis zu einer Stunde warten muss. Doch nun war ich wenigstens darauf vorbereitet xD

Und auf gehts in den Schwarzwald!

Am Tag der Reise ging ich zum ausgemachten Treffpunkt am Bahnhof und wurde auch direkt von einem Mitarbeiter abgefangen. Der Herr begleitete mich bis zum richtigen Gleis und gemeinsam warteten wir, bis die IRE einfuhr. Dabei handelte es sich um einen Inter Regio Express. Dieser hatte eine fahrzeuggebundene Einstiegshilfe, welche ausgefahren werden konnte und so kam ich problemlos in den Zug rein. Doch dann begann ein interne Zoff zwischen zwei Mitarbeitern.

Auch heute gibt es noch Rassismus

Ich hätte nie gedacht, dass ich Diskriminierungen gegen dunkelhäutige Menschen noch erlebe, aber da  stand jetzt der Lokführer vor mir und macht den dunkelhäutigen Mitarbeiter der Bahn zur Schnecke, weil dieser irgendwelche Knöpfe aktiviert hat, um mir zu helfen. Und dann wird er tatsächlich noch als „Schei* N*gger“ beschimpft. Zum Glück entschärfte meine Assistenz die Situation halbwegs und wir konnten ohne weitere Probleme endlich losfahren. Im Nachhinein bereue ich es, dass ich dem Mitarbeiter nicht zur Seite stand. Der Umstieg in Pforzheim verlief dann zum Glück problemlos und mit freundlichen Mitarbeitern, die mir meine Rückfahrt nach einem rollstuhlfreundlichen Zug überprüften xD

Vorsicht bei der Haltestelle

Irgendwie hatte ich dann noch Glück und kamen mit einem anderen Zuggast ins Gespräch, der auch zum Baumwipfelpfad wollte. Er offenbarte mir, dass man am Besten an der Bad Wildbad/Uhlandplatz/Sommerbergbahn Haltstelle aussteigen sollte. Um ein Haar wäre ich bei der Bad Wildbad Haltstelle ausgestiegen und dann wäre die Strecke zum Laufen viiiel länger gewesen. Oft lohnt es sich, Gespräche mit Menschen anzufangen und die dann zu fragen. Von der Haltestelle aus muss man nur 5 Minuten laufen, um bei der Sommerbergbahn zu landen. Mit der muss man so oder so fahren, um zum Baumwipfelpfad und Hängebrücke zu kommen. Mit einem Schwerbehindertenausweis und einer Kennzeichnung dürfen hier der Schwerbehinderte und seine Begleitung kostenfrei fahren!

Die Sommerbergbahn

Leute, die Bergbahn ist einfach der Hammer *_* Also erstmal war sie im Rollstuhl befahrbar, aber da in der Mitte eine Halterung aufgebaut war, konnte ich nicht wirklich drehen und wenden. Das heißt ich konnte nur vorwärts, rückwärts und leicht schräge fahren. Aber rundherum war eine Glasfassade, sodass man rausschauen konnte. Als Rollstuhlfahrer muss man bei der ersten Tür einsteigen, aber das ist nicht schlimm, da man von dort sowieso den besten Blick hat! Ich drehte den Rollstuhl soweit es ging und genoss die Aussicht. Man konnte sehen, wie steil es den Berg hinauf ging – ganz kurz hatte ich sogar Bammel gehabt. Wer Höhenangst hat, sollte hier lieber nicht rausschauen xD Es ist fast so, als ob man Achterbahn fahren würde!

Hier noch ein Video der Sommerbergbahn ^^

Zuerst der Baumwipfelpfad und dann die Hängeseilbrücke

Oben angekommen gab es erstmal einen super Überblick über den Schwarzwald, dann ging es auch schon in ein Stück Wald hinein. Und hier ein wichtiger Tipp: geht zuerst zum Baumwipfelpfad und dann der Hängeseilbrücke. Ich dachte, ich wäre so schlau, wenn ich die Sehenswürdigkeiten in umgekehrter Richtung anschaue, um die Massen zu meiden. Also zuerst Hängebrücke und dann Baumwipfelpfad…aber macht das nicht! Denn so muss man die Strecke doppelt ablaufen. Da hab ich mich selber ausgetrickst gehabt xD Wie dem auch sei, jetzt war ich schon bei der Hängeseilbrücke. Hier war nur die Begleitperson frei und ich musste 9€ Eintritt zahlen. Die Mitarbeiterin teilte uns mit, dass wir die Brücke überqueren können, am Schluss jedoch umkehren müssten, da nur ein Drehkreuz am anderen Ende vorhanden sei. Das war aber kein großes Problem, da wir so oder so über die Brücke zurückmussten.

Die schwingende Hängeseilbrücke

Wisst ihr was echt cool war? Als ich auf der Brücke stand, konnte ich die Schwingungen fühlen und spüren! Und wenn der Wind geweht hatte, dann hat man es noch deutlicher gemerkt. Das wäre definitiv nichts für Leute mit Höhenangst xD Es war im Rollstuhl absolut kein Problem die Brücke zu überqueren! Denn auch wenn Gegenverkehr kam, so konnten die Leute sich immer vorbei schleichen. Nur wenn zwei Rollstuhlfahrer auf der Brücke sein wollten, dann geht das nur, wenn beide in dieselbe Richtung fahren. Um aneinander vorbei zu kommen, war die Brücke dann doch zu schmal. Mir ist aber an dem Tag kein anderer Rollstuhlfahrer begegnet, also hatte ich freie Bahn ^^

Der Baumwipfelpfad

Nach der Hängebrücke ging es jetzt dann über Umwege zurück zum Baumwipfelpfad. Direkt am Anfang an der Kasse gab es dann auch die rollstuhlgerechte Toilette und einen Souvenirshop. Hier musste ich nur Eintritt für mich bezahlen, da die Begleitung kostenfrei war. Der Baumwipfelpfad ließ sich problemlos im Rollstuhl befahren und ist 1.250 Meter lang. Für die, die es genauer wissen wollen: die maximale Steigung ist 6%. Während des ganzen Weges hat man einen tollen Blick auf die dichten Wälder und Natur pur. Wenn man es fast bis nach oben geschafft hat, konnte man mit einer Matte die Rutsche in der Mitte des Baumwipfelpfads runterrutschen. Doch die war für mich irrelevant, da ich meinen Rollstuhl nicht einfach oben stehen lassen sollte xD Wie dem auch sei, ich merke, dass mein Bericht zu lang wird.

Ein grandioser Blick über den Schwarzwald

Ist man ganz oben angekommen, so blickt man 40 m über den Schwarzwald. Allgemein lassen sich hier sehr tolle Fotomotive finden. Wer im Schwarzwald ist, sollte auf keinen Fall den Baumwipfelpfad verpassen! Da uns die Zeit davon lief – ich erinnere: als Rollstuhlfahrer muss man sich an seine angemeldeten Zeiten halten, da man sonst vielleicht nicht problemfrei in die Bahn kommt – konnten wir die Landschaft nicht länger genießen und machten und wieder auf den Weg zur Bergbahn. Ich liebe es an vorderster Front zu stehen und meinen Blick in die tiefe Schräge lenken zu können. Der Rest des Rückweges lief problemlos ab und auch der Service der deutschen Bahn war 1A. Der Bericht ist nun verdammt lang, aber ich hoffe ich konnte euch einen Einblick geben, was ich als Rollstuhlfahrer alles zu beachten hab. Lasst mir einen Kommentar da, ob ihr lieber lange oder kurze Berichte mögt 😀

Dinge, die ich heute gelernt habe:

1) Es gibt immer noch Diskriminierung gegen Dunkelhäutige
2) Mit einem Schwerbehindertenausweis kann die Sommerbergbahn kann kostenfrei genutzt werden
3) Man sollte zuerst den Baumwipfelpfad und dann die Hängebrücke besuchen
Weiterführende Links:
Infos zu der Sommerbergbahn findet ihr hier: https://www.bad-wildbad.de/sommerbergbahn/
Infos zur Hängeseilbrücke findet ihr hier: https://wildline.de/
Infos zum Baumwipfelpfad findet ihr hier: https://www.baumwipfelpfade.de/schwarzwald/

One Reply to “Was man im Schwarzwald so alles erleben kann!”

  1. hallo! super infos, vielen dank! ich will mit meinen mädels, die beide auf grund einer seltenen krankheit im rollstuhl sind, über pfingsten dahin. ich finds super find ich über insta erlebnisberichte! weiter so!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge Mehr vom Autor